Ein paar Gedanken
- Was verstehe ich unter Kunst?
Ich glaube, dass es Menschen gibt, die eine KünstlerInnenseele beherbergen und welche, die nicht. Das ist ähnlich, wie wenn jemand eine Affinität für Holz hat, der andere für Zahlen, die dritte für Zusammenhänge. Irgendwann im Leben wurden bestimmte Areale im Hirn wohl diesbezüglich vermehrt stimuliert, meinte neulich mal eine Freundin. Maybe.
Menschen mit KünstlerInnenseelen nehmen, meiner These zufolge, die Umwelt aus einer Perspektive wahr, die sehr bewusst Erlebtes, Gedachtes, Geschehenes und Erfahrenes verdaut und schon in dieser Phase erkennt, wie dieses sich im Prozess Befindliche ausgedrückt werden kann. Input-Output. Essen-Verdauen. Das Verdauen als zentraler Prozess – gar nicht mal so unähnlich der Aufgabe der früheren Hofnarren: Transformation der Gegenwart, des Zeitgeistes, gesellschaftlich und politisch relevanter Themen. Kunst ist für mich auch das Erschaffen eines Abbildes der eigenen Wahrnehmung der Welt.
Wer dieses Bedürfnis hat und ihm nachgibt, ist – ungeachtet dessen, wie angesehen er ist und wie genial oder bescheiden seine Werke auch immer sind – in meinen Augen ein Mensch mit einer KünstlerInnenseele. Dazu auch mein Text hier.
Und ja, ich verstehe mich als Mensch mit einer Künstlerinnenseele und auch als Künstlerin. Obwohl ich mich mit Etiketten schwertue. Ich sehe mich als Kunstschaffende, unabhängig davon, ob ich mit meinen Werken Erfolg habe oder nicht. Einfach um meiner Art und Weise willen, wie ich denke und die Welt wahrnehme.
- Worum geht es bei meiner Kunst?
Was mich antreibt, ist vermutlich das Bedürfnis, die Sehnsucht nach Antworten zu stillen. Antworten zu finden auf jene Fragen, die mich am meisten beschäftigen. Und den Prozess dieser Suche mit andern zu teilen. Schreibend vor allem.
Meine brennendsten Themen:
- Die intensive Auseinandersetzung mit Sterblichkeit und Vergänglichkeit allen Lebens sowie der Sinn desselben. Kurz: Worum geht es im Leben und was soll der Tod?
- Schönheit und ihre umfassende und heilsame Bedeutung.
- Unser stetiger Zerfall und seine Auswirkungen auf uns: gesellschaftlich, politisch, spirituell, gesundheitlich. Wohin, Menschheit?
- Überfluss und Mangel auf der Welt und im persönlichen Leben. Damit einhergehend: Ausgleich, Balance, Heilung.
- Wie entstehen meine Kunstwerke?
Meine mir liebsten und kostbarsten Texte oder Bilder entstehen meistens nach einer Art Musenkuss. Denn den gibt es wirklich. Bei mir kann das ein Traum sein, ein Gespräch, ein stiller Spaziergang, eine Erfahrung, ein Gedankenblitz. Dabei geschieht etwas in mir, eine innere Türe geht auf. Ich lasse mich konzentriert auf das ein, was ist, was in mir geschieht, auf das, was kommt und setze es um. Ich schreibe zum Beispiel einen Text. Dabei schaue ich mir gleichsam zu, was meine Gedanken und Gefühle mit meinen Fingern anstellen. Das fasziniert mich immer wieder neu. Dieser Teil meines Kunstschaffens ist bei mir der inspirierteste Teil des gesamten Prozesses. Und dieser Teil ist es wohl auch, der mich am meisten nährt und beglückt.
Doch will ich nun, dass das von mir Erschaffene auch zu anderen Menschen sprechen kann, kommt nun der handwerkliche Teil ins Spiel. In den Bildhauerjargon übersetzt komme ich nun zum Feinschliff und arbeite intensiv am Text oder Bild weiter. So lange, bis ich das Gefühl habe, dass nun etwas in sich Ganzes entstanden ist. Den Schlusspunkt zu setzen, fällt mir noch immer sehr schwer. Manchmal kann ich das Entstandene gleich freigeben, sprich einen Text oder ein Bild via Blog oder Webseite ins Netz hochladen, und machmal müssen die Dinge erst einmal ruhen.
Mit meinen Romanmanuskripten gehe ich diesbezüglich sehr behutsam um und zeige – nahen Menschen vorerst – nur kleine Teile davon. Der Moment der Fertigstellung und der Öffnung für andere ist dort noch nicht erreicht.
Kunstschaffen ist wie Kochen. Je besser Zutaten, Können, Wissen, Motivation und Hingabe aufeinander abgestimmt sind, desto besser kann das Gericht werden. Wenn ich mich auf die Zubereitung einlasse. Es gibt Gerichte, die für ihre Zubereitung viel Zeit brauchen, weil sie lange vor sich hin kochen wollen, andere wiederum sind schnell zubereitet. Dennoch können sie, ist Liebe im Spiel, meinen Hunger stillen.
Was auch eine wichtige Absicht meiner Kunst ist: Nähren und berühren – mich und andere. Und authentisch muss sie sein, die Kunst, ungekünstelt. Unverstellt.
- Habe ich ein Atelier?
Meine Ateliers sind meine Wohnung, mein großer Esstisch, mein Laptop. Und natürlich auch das Atelier meines Partners, worin ich schon mitausgestellt habe.
- Wie bin ich Künstlerin geworden?
Wie bin ich Mensch geworden? Die Antwort gebe ich wohl bereits in meinen Gedanken zur KünstlerInnenseele weiter oben. Ich bin, die ich bin, kurz gesagt.
- Wie verbringe ich einen „normalen” Tag?
Ein normaler Tag – was war das gleich? *lach*
Ja, klar, ich habe meine Rituale. Der Morgen gehört meistens mir und meinen künstlerischen Intentionen. Ich fange, wenn immer möglich, den Tag sehr ruhig an. Tee im Bett, erste Blicke ins Internet oder das Schreiben der Morgenseiten. Gerne würde ich den Satz in umgekehrter Reihenfolge schreiben, aber das wäre geflunkert, denn ich schaue doch häufiger zuerst ins Internet als ins Morgenseiten-Notizbuch.
Am Morgen kann ich mich oft sehr gut fokussieren und die Gedanken, die ich in den ersten Stunden des Tages habe, riechen nach „Heute ist alles möglich!“ Später sammle ich mich und übe eine Zeitlang Yoga. Das hilft mir, den Boden unter den Füßen zu spüren. Mit einigen Sonnengrüßen, dem Berg und dem Baum schließe ich diese Runde ab. Frühstück gibt’s bei mir eher spät. Ich kann am frühen Morgen nicht essen, habe auch keinen Hunger. Nur Durst. Ich mag viel trinken. Am liebsten Kräutertee und Wasser. Oft notiere ich mir dabei meine Tagesziele. Dazu verwende ich kleine Post-It-Zettel, die ich auf einen Block klebe und nach Prioritäten ordne. Später setze ich mich an den Laptop und beantworte Mails, schreibe einen Blogartikel, bearbeite Bilder, arbeite an einem Projekt. Idealerweise komme ich sogar dazu, an meinem Romanprojekt zu arbeiten, doch das liegt nun schon eine Weile brach. Andere Projekte drängen sich vor oder ich erledige Aufträge für KundInnen im Rahmen meiner Teilselbständigkeit. Auch suche ich zurzeit wieder eine ergänzende Arbeitsstelle, weil meine Teilselbständigkeit und meine Kunst noch zu wenig zum Leben einbringen. Obwohl ich ja sehr einfach lebe, sind Miete und Krankenkasse in der Schweiz nicht eben billig. Andererseits schätze ich den Komfort meiner kleinen Wohnung sehr.
- Wie finanziere ich mein „Künstlerinnenleben”?
Wie gesagt: Ich bin teilselbständig (und ich suche aktuell eine Teilzeitstelle, um die primären Fixkosten decken zu können).
- Wo kann man meine Kunst sehen und vielleicht sogar kaufen?
Meine Kunst – Texte vor allem – gibt es auf dieser meiner Webseite zu sehen.
Links zu meinen Bildern gebe ich auf Anfrage gerne per Mail bekannt.
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© by Denise Maurer, im Januar 2015
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Die obigen Fragen habe ich Hagen Grafs Blog entnommen und hier für mich beantwortet.